„Es zogen auf sonnigen Wegen drei lachende Mädchen vorbei“. Es war mein alter Freund Axel, der vor zwei Jahren die Wandersaison mit dieser Textzeile eröffnete. Er behauptete, sie sei von Eichendorf, aber das lässt sich nicht belegen. Jedenfalls muss ich sagen, dass mir auf meinen durchaus sonnigen Wegen immer wieder lachende Mädchen begegnet sind. Drei waren es auf jeden Fall und Singen hat auch immer eine Rolle gespielt. Leider habe ich selbst immer viel zu laut gesungen, so dass ich sie nie richtig hören konnte. Allerdings habe ich keine von ihnen jemals geküsst und keine von ihnen hat auch nur den Hauch einer Andeutung erkennen lassen, dass ich ihr Alleiniger sein sollte. Ganz im Gegenteil waren sie schon mit einem Sechstel sehr zufrieden und wollten gar kein Drittel, geschweige denn, den ganzen Knaben. Aber vielleicht lag das ja daran, dass ich mich nie für eine entscheiden konnte.
Und es auch nie wollte. Die exklusive monogame Beziehung ist einfach nichts für mich. Sie mag sehr vorteilhaft sein, wenn es darum geht, Kinder heranwachsen zu lassen, aber selbst da kann ich mir auch andere Modelle gut vorstellen. Ich kenne einige Kinder flüchtig, die nicht in einem stabilen Elternpaar-Haushalt aufgewachsen sind und sie scheinen keine daraus resultierenden Schäden davonzutragen. Es scheint sogar eher das Gegenteil der Fall zu sein. Aber was weiß ich schon?!
Meine Eltern sind ihr Leben lang zusammengeblieben, was wahrscheinlich niemals leicht war. Aber zum Ende des Lebens der Einen war der Andere da, bis ganz zum Schluss. Da frage ich mich dann doch, ob es sich nicht vielleicht am Ende auszahlt, eine Entscheidung getroffen zu haben. Meinem Vater ist sie nicht schwer gefallen. Er arbeitete in Ludwigsfelde und seine Mutter und Großeltern wohnten in Nietwerder bei Neuruppin. Dorthin war er unterwegs, als er im Zug eine schöne junge Frau traf, die in Neuruppin ein kleines Paddelbot liegen hatte, das sie an diesem Tag verkaufen wollte. Sie kamen ins Gespräch, gefielen sich und verabredeten, am Abend gemeinsam wieder von Neuruppin zurück zu fahren. Dann dauerte aber alles länger, mein Vater verpasste den verabredeten Zug und kam viel später zum Bahnhof nach Neuruppin. Die junge Frau war nun auch nicht rechtzeitig mit ihren Geschäften fertig geworden, hatte ihrerseits den Zug verpasst und nun trafen sie sich zum zweiten Mal ganz zufällig auf dem Bahnhof. Aber Zufälle gibt es nicht. Denn wäre es nicht so gewesen, könnte ich es nicht aufschreiben. Und dann wäre es auch nicht passiert.
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