Auf meinem täglichen Fußweg zur Arbeit komme ich an verschiedenen Grundstücken vorbei, die von Hunden bewacht werden. Einer von ihnen hat mir immer besondere Angst eingejagt. Er ist schwarz, ziemlich groß und klingt mächtig gefährlich. Wenn ich vorbeigehe kommt er an den Zaun gejagt und verbreitet dort Angst und Schrecken. Ich dachte immer: hoffentlich ist das Gartentor gut verschlossen. Vorgestern war das einmal nicht der Fall. Das Tor stand offen und irgendwelche Leute beluden ein Auto. Noch ehe ich auch nur daran denken konnte, kam der Hund heraus. Er sprang auf mich zu, machte einen Höllenlärm - aber er kam nicht an mich heran. Ich ging einfach weiter und mir passierte nichts. Der Satz „Hunde, die bellen, beißen nicht“ stimmt nur insofern, als dass sie eben nicht gleichzeitig bellen und zubeißen können. Ich glaube aber, ein Hund nimmt das ohne Weiteres in Kauf. Er knurrt dann eben.
Ich dachte: Was wenn mir der Höllenhund die linke Hand abgebissen hätte? Es hat nicht viel dazu gefehlt. Ich wäre geliefert gewesen. Ich könnte nicht mehr Gitarre spielen, mein Brot nicht mehr mit ehrlicher Arbeit verdienen und müsste verschmachten. Dann fiel mir aber die Geschichte von Paul Wittgenstein ein, der seinerzeit ein begnadeter Pianist war. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde eingezogen und bei einem Angriff in Polen gleich so schwer verwundet, dass er seinen rechten Arm verlor. Statt jedoch daraufhin zu verschmachten, entwickelte er im Klavierspiel mit der linken Hand allein eine große Kunstfertigkeit. Er lehrte das Instrument am Neuen Wiener Konservatorium und heiratete im Alter von 52 Jahren eine seiner Schülerinnen, die damals 25jährige Hilde Schania, die ihn schließlich um vier Jahrzehnte überlebte.
Und jetzt verstehe ich endlich die Geschichte von Orpheus: Nachdem sich sein Glück so krass ins Unglück gekehrt hatte, konnte er nicht mehr nach vorne schauen. Er blickte zurück und suchte sein Glück im Vergangenen. Und es sah tatsächlich danach aus, als könnte er es dort finden. Selbst Hades, der Verwalter und Verschließer alles Vergangenen, schien nachzugeben. Aber damit es gelänge, die Vergangenheit ungeschehen zu machen und Eurydike wieder ins Leben zu führen, hätte er die Vergangenheit, der Eurydike ja angehörte, ruhen und hinter sich - und damit Eurydike zurück lassen müssen. Ein teuflischer Widerspruch, der nicht aufzulösen war und an dem er scheitern musste. Zu trauern bedeutet loszulassen. Das Vergangene hat keinen Platz für uns und was kommt, wissen wir nicht. Allein die Gegenwart gehört uns und allein in ihr können wir etwas bewirken. Jetzt. Hier.
Ich dachte: Was wenn mir der Höllenhund die linke Hand abgebissen hätte? Es hat nicht viel dazu gefehlt. Ich wäre geliefert gewesen. Ich könnte nicht mehr Gitarre spielen, mein Brot nicht mehr mit ehrlicher Arbeit verdienen und müsste verschmachten. Dann fiel mir aber die Geschichte von Paul Wittgenstein ein, der seinerzeit ein begnadeter Pianist war. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde eingezogen und bei einem Angriff in Polen gleich so schwer verwundet, dass er seinen rechten Arm verlor. Statt jedoch daraufhin zu verschmachten, entwickelte er im Klavierspiel mit der linken Hand allein eine große Kunstfertigkeit. Er lehrte das Instrument am Neuen Wiener Konservatorium und heiratete im Alter von 52 Jahren eine seiner Schülerinnen, die damals 25jährige Hilde Schania, die ihn schließlich um vier Jahrzehnte überlebte.
Und jetzt verstehe ich endlich die Geschichte von Orpheus: Nachdem sich sein Glück so krass ins Unglück gekehrt hatte, konnte er nicht mehr nach vorne schauen. Er blickte zurück und suchte sein Glück im Vergangenen. Und es sah tatsächlich danach aus, als könnte er es dort finden. Selbst Hades, der Verwalter und Verschließer alles Vergangenen, schien nachzugeben. Aber damit es gelänge, die Vergangenheit ungeschehen zu machen und Eurydike wieder ins Leben zu führen, hätte er die Vergangenheit, der Eurydike ja angehörte, ruhen und hinter sich - und damit Eurydike zurück lassen müssen. Ein teuflischer Widerspruch, der nicht aufzulösen war und an dem er scheitern musste. Zu trauern bedeutet loszulassen. Das Vergangene hat keinen Platz für uns und was kommt, wissen wir nicht. Allein die Gegenwart gehört uns und allein in ihr können wir etwas bewirken. Jetzt. Hier.
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