Alles wieder gut

Meine Toleranz gegenüber Insekten im Allgemeinen und Fliegen im Besonderen hat in den letzten Wochen stark abgenommen. Allerdings muss ich feststellen, dass ich eher die Qualitäten eines Fluchttieres als die eines Jägers besitze. Insofern scheint es bei mir schon eine genetische Veränderung zu mehr Friedfertigkeit zu geben. Meine Aggressionsbereitschaft scheint eher kulturell bedingt zu sein. Darum lachen mich die Fliegen auch aus. Im klebrigen Fliegenfänger verfange ich mich nur selbst. Eine Fliege ist dort noch nicht gelandet. Daraufhin habe ich meine alte Fliegenklatsche wieder aktiviert. Sie ist inzwischen so alt, dass bei jedem Zuhauen ein Stück vom Griff absplittert. Dass die Fliegen trotzdem den Tod finden, liegt daran, dass sie vor lauter Lachen nicht aufpassen wohin sie fliegen und im Bierglas landen, worin sie dann ertrinken. (An diesem Beispiel kann man auch sehr schön den Unterschied zwischen „effektiv“ und „effizient“ verdeutlichen: Effektiv ist meine Methode schon, weil letztlich wirksam. Nur eben nicht effizient, was die eingesetzten Mittel und die aufzuwendende Zeit angeht.)
Auf der Internationalen Raumstation gibt es höchstwahrscheinlich keine Fliegen. Und zwar deshalb, weil sie da oben niemals das Fenster aufmachen. Ich finde, das ist keine Alternative. Ein offenes Fenster ist mir schon sehr wichtig. Statt dessen in der Kuppel zu sitzen und die Erde anzugucken, ist doch ein schlechter Tausch. Dann schon lieber auf der Erde sitzen und durch das offene Fenster den Himmel angucken. Auf dem Mond gibt es sicher auch keine Fliegen und auf dem Mars schon gar nicht. Aber was, wenn aus Versehen beim Start einer Mondrakete eine Fliege mitkommt? Wenn sie dann in irgendeine Kiste gerät, die für Mondsteine mitgenommen wird und da draußen irgendwie, was weiß ich schon, überlebt? Wenn sie sich dort vermehrt, wobei sie zweifellos rasant mutiert. Denn ihre Flügel kann sie ja nicht gebrauchen, weil es auf dem Mond keine Luft gibt. 
Wenn dann wieder einmal Menschen auf den Mond kommen, kriecht die mutierte Mondfliege wieder in das Raumfahrzeug und kommt mit ihrer ganzen Brut zurück auf die Erde. Sie ernährt sich von Gestein, etwas anderes gab es auf dem Mond ja nicht und hier gibt es davon mehr als genug. Sie gedeiht prächtig und hat in kurzer Zeit alle Bauwerke aus Stein befallen. Die Mondfliege frisst Häuser und Straßen, Brücken, Türme und Paläste. Bald entsteht eine weitere Mutation, die auch Eisen und Stahl verdauen kann und schließlich können immer mehr auch Plastik fressen. Ihre Ausscheidungsprodukte sind Wasser und fruchtbare Erde. Auf der Erde wachsen wieder Bäume und Holz kann die Mondfliege nicht verdauen. Als alles Gestein auf diese Weise durch die Mondfliege in Erde und Wasser verwandelt worden sind verschwindet die Mondfliege wieder von der Erde. Und alles, alles, alles ist wieder gut. 

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