Das Schlimmste, was passieren kann

Ich habe einen Timer installiert, mit dem ich meine Arbeitszeit überwachen kann. Ich hätte nicht gedacht, dass das mal notwendig werden könnte. Es ist auch nicht notwendig geworden, aber es macht Spaß. Ich vergesse nämlich immer, den Timer einzuschalten. Dann sieht es am Ende des Tages so aus, als ob ich überhaupt nicht gearbeitet hätte. Ein freier Tag also. Darüber freue ich mich dann sehr. Wenn alle Menschen solche Timer hätten, gäbe es wahrscheinlich viel mehr Freude an der Arbeit. Bisher bin ich noch nicht auf die Idee gekommen zu messen, wie lange ich am Tag mit Schreiben beschäftigt bin. Das ist auch schwierig. Wann ich nur messe, wie lange ich tatsächlich schreibe, werden nur ein paar Minuten zusammenkommen. Die meiste Zeit schreibe ich ja nicht, sondern gucke in die Luft, aus dem Fenster oder schlafe. Es ist ein wunderbare Beschäftigung, die ich nur für die Notdurft und zur Zubereitung von Malzeiten unterbreche. Meine Lieblingsposition ist die Rückenlage auf dem Bett. Mein Vorbild ist Spitzwegs armer Poet, nur dass es nicht reinregnet und ich nicht frieren muss. Mit der Armut kann ich mich aber schon mal anfreunden, denn sollte Trump nicht mehr Präsident sein, werden viele Menschen sehr arm werden. Ich wahrscheinlich auch. Nur durch Trumps Hirn sind wir alle so reich. Dazu muss das Hirn aber auch Präsident sein. 
Dabei fällt mir ein, dass ich bald unter das Messer muss. Ich werde am offenen Auge operiert und muss danach ein paar Tage zu Hause bleiben. Ich hoffe doch, dass ich weiter meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen kann. Schließlich werde ich ja nicht am Arm operiert! Das wäre schlimmer. Ich glaube, dann würden viele Menschen sehr hirn werden. Es ist nun mal dieser Arm, der alles im Gleichgewicht hält. 
In der Klinik, der ich mich anvertrauen werde, ist die Operation am offenen Auge schon oft durchgeführt worden. Der alte Chefarzt, der sie meisterhaft beherrschte, ist zwar nicht mehr da, aber die Oberärztin, die ihm immer assistiert hatte, macht es auch gut. Ich werde sie vorher noch kennenlernen. Es könnte ja sein, dass sie mir nicht gefällt und dass ich ihren Anblick bei offenem Auge nicht so lange ertragen mag. Aber ich glaube nicht, dass das passiert. Jedenfalls soll sie den unteren Augenmuskel abschneiden und ein Stück weiter hinten wieder annähen. Ich bin ganz froh, dass ich das nicht alleine machen muss, denn solche Fummelei liegt mir nun mal gar nicht. Ich würde lieber mal am offenen Hirn operieren. Da ist alles ein bisschen grober. Und das Schlimmste, was passieren kann ist, dass die Wirtschaft zusammenbricht. Na wenn schon. 

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