Vor dem Alltag

Mein Klamottenabo hat sich wieder gemeldet. Ich dachte ja, ich hätte sie jetzt erfolgreich abgewehrt: Emails habe ich nicht beantwortet und am Telefon habe ich sie angeschrieen. Jetzt kam aber eine neue Email: In zwei Wochen schicken sie meine neue Box. Was drin ist, würde ich schon sehen. Aus der Nummer komme ich jedenfalls nicht mehr raus. Das ist auch der Grund, aus dem ich in diesem Jahr nicht mehr in den Urlaub fahren kann. Ich werde das Geld brauchen, um die Rechnung für die neuen Klamotten zu begleichen. Irgendwie bin ich aber auch froh. Von Kleidung hat man nun mal länger was, als vom Urlaub auf den Inseln am rechten Rand von Deutschland. Vielleicht kaufe ich mir sogar noch einen Kleiderschrank. Als ich neulich mal erwähnte, dass ich keinen habe, kam die Frage, wo ich denn meine Sachen lassen würde. Antwort: Na, die habe ich an!

Aber Schwamm beiseite. Ich fahre wirklich nicht in den Urlaub, weil ich ja schon im Urlaub bin. Es ist eine Frage der Einstellung. Wenn man sich vorstellt, dass der Alltag Urlaub ist und der Urlaub Alltag, dann stellt man das Leben endlich vom Kopf auf die Füße. Mein letzter Alltag endete im Mai, ich war mit den Männerfreunden wandern und zwei lachende Mädchen haben uns im Alltag besucht. Es war schön. Außerdem hatte ich einige Familientermine zu absolvieren. Das war auch schön.

Danach wurde es aber immer schöner. Der Sommer kam lange vor seiner Zeit und er dauerte und dauerte. Ich wanderte viel und fuhr noch mehr mit dem Fahrrad, das ich von meinem Vater bekommen habe. Und dreimal in der Woche hatte ich die netteste Begleitung, die ich mir wünschen konnte und wir machten miteinander, was wir nun mal am besten konnten: zusammen singen. Aber auch der schönste Urlaub muss einmal aufhören und auch der längste Sommer geht irgendwann zu Ende. So beginnt in zwei Wochen wieder der Alltag mit seinen Kümmernissen, dem Abschied und den Tränen. Aber nicht lange und ein neuer Urlaub beginnt und mit ihm neue Abenteuer, neue Herausforderungen und Leben. Jede Menge Leben.

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