Seele verkaufen

Da sieht man es mal wieder: Geld macht eben auch nicht glücklich. Geld ist nun mal zum Ausgeben da, das ist das Traurige am Geld. Man kann davon sammeln soviel man will, wenn man es nicht ausgibt, hat man nichts davon. Es ist eigentlich nur eine Zahl. Wenn man es aber ausgibt, macht es einen unglücklich, weil man es ja lieber behalten möchte. Es ist kaum möglich, dass man etwas dafür bekommt, was sein Geld wert ist. Denn Geld haben bedeutet ja, Möglichkeiten zu haben. Viele, viele und noch mehr Möglichkeiten. Alle diese Möglichkeiten schnurren bei der Geldausgabe auf eine einzige zusammen. Ein schlechter Tausch. Dann sitzt man mit dem Gegenwert seines Geldes da und ärgert sich darüber, dass man nun alles andere nicht mehr kaufen kann, was man sich hätte kaufen können. In dieser Hinsicht war das Leben in der DDR eben leichter. Das Sammeln von Geld dauerte zwar viel länger, weil man ja immer nur wenig davon bekam, aber dann konnte man es getrost für immer behalten, denn es gab ja nun mal nichts zu kaufen. Also nicht so, wie im Kapitalismus, dass man immer was Neues kaufen konnte. Man kaufte einen Farbfernseher und den hatte man dann eben. Es wäre total sinnlos gewesen, fünf Jahre später wieder den gleichen Farbfernseher zu kaufen. 
Falls der Fernseher mal kaputt ging, brachte man ihn mit dem Fahrradanhänger ins Fachgeschäft. Dort wurde er dann repariert. Es war verrückt. So konnte man ja nichts verkaufen. Aber das wollte auch keiner. Zufrieden war man aber natürlich ganz und gar nicht, sondern wütend, weil man eben ideologisch gegängelt wurde. Das verträgt man nicht gut. Vor allem nicht, wenn es so plump und offensichtlich passiert. Das war beim SED-Staat so und das war und ist auch immer mal wieder bei der Kirche so. Da will man nicht drauf reinfallen. 
Der Kapitalismus ist nun aber auch eine Ideologie (was man an der Endung -ismus ablesen kann), aber man merkt es ihm nicht an. Apple zum Beispiel ist geradezu eine Religion, gibt es aber nicht zu. Sie können das mit dem Menschen fangen viel besser, als Kommunisten und Christen zusammen, denn sie lassen es uns nicht merken. Und selbst wenn wir es merken - so wie ich - dann glauben wir, das sie uns nichts anhaben können, weil wir nicht darauf hereinfallen. Dann steckt man aber schon tief drin. Was ist nun besser? Nicht drauf reinfallen und wütend sein oder lieb und smart sein, aber dafür sein Seele verkaufen? 

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