Heute egal

Ich erzählte die Geschichte, wie ich einmal Eierkuchen backen wollte, aber kein Netz hatte. Das ist zwar lange her, aber ich wusste auch damals schon, dass man für die Mehlspeise Eier, Mehl und Milch braucht. Nun hätte ich auch die richtigen Mengenverhältnisse gern gleich auf Anhieb gewusst, ohne lange herum zu probieren. Dazu wollte ich eben "Eierkuchen" googeln, hatte aber leider kein Netz. Das alles habe ich aber nicht erzählt, sondern nur, dass ich Eierkuchen machen wollte und kein Netz hatte. Folgerichtig wurde ich gefragt, ob ich denn meine Eierkuchen immer mit einem Netz wenden würde. 
Nein. 
Das nicht. 
Aber wahrscheinlich wäre mir auch das zuzutrauen. Ich bin nur noch nicht darauf gekommen. Immerhin war ich schon mal kurz davor, Kürbissuppe durch ein Leintuch zu passieren. Wahrscheinlich müsste ich das Netz fest über die Pfanne spannen, die Pfanne dann wenden und der Eierkuchen wäre im Netz. Wie es dann weitergehen könnte, weiß ich noch nicht. 

Das muss man aber auch nicht wissen. Ich habe sehr lange dafür gebraucht, mir diese Gelassenheit zuzulegen. Früher wollte ich immer wissen, wie eine Sache weiter- und schließlich zu Ende geht, bevor ich überhaupt anfing. Das ist noch gar nicht so lange her. Es führte aber zu nichts, beziehungsweise ausschließlich dazu, dass ich nichts anfing. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich einmal im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit jemanden anrufen musste. Ich setzte mich morgens in mein Büro und überlegte mir genau, was ich sagen wollte. Dann überlegte ich mir, was mein Gesprächspatner entgegnen könnte und was ich daraufhin antworten oder fragen würde. Dann, was er stattdessen sagen und was ich dann entgegnen könnte und so weiter. Am späten Abend fanden mich Kollegen im Dunkeln sitzen, die Hand auf dem Telefon, wach aber geistesabwesend. 

Das passiert mir heute nicht mehr. Heute würde ich einfach anrufen und gleich erst mal etwas Kompliziertes fragen. Apple macht es auch so. Die Tastatur für mein Tablet funktionierte nicht und ich versuchte, den Support zu kontaktieren. Ich musste meine Telefonnummer angeben, man würde mich anrufen. Das Telefon klingelte dann auch und zwar genau in der gleichen Sekunde, in der es sich abschaltete, um das neue Update zu installieren. Ich hatte vergessen, dass ich den Prozess vor ein paar Stunden in Gang gesetzt hatte. Der Support ließ aber nicht locker. Sie riefen solange immer wieder an, bis mein Telefon wieder online war. Ich sagte, meine Tastatur ginge nicht. Meine Supporterin fragte sofort nach einer Seriennummer. Als ich sie endlich gefunden hatte, ging die Tastatur wieder. Keine Ahnung, wie sie das gemacht hat. Dann legten wir auf und die Tastatur ging wieder nicht. Heute ist das aber völlig egal, denn heute backe ich Eierkuchen. Dafür brauche ich schließlich keine Tastatur - denn ich habe ja ein Netz. 

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