Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, welches Verhältnis ich zum Weihnachtsmann hatte. Ich weiß noch, dass es in Hennigsdorf ein Geschäft gab, in dem zur Weihnachtszeit immer einer im Schaufenster stand. Er hatte eine Rute, die er unablässig hin und her schwenkte. Dann kommt erst mal lange nichts und erst gegen Mitte der Neunziger geht es damit weiter, dass ich selbst gefragt werde, ob ich einen Weihnachtsmann spielen könnte. Ich habe es gemacht und es war grauenhaft. Ich glaube heute, dass es dem Erreichen der Talsole des sozialen Abstiegs entspricht, wenn man gefragt wird, ob man den Weihnachtsmann spielen möchte. Das ist nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, denn danach kann es nur noch aufwärts gehen. Es ist nur peinlich, wenn einem das eigentlich nicht bewusst ist und man dann doch mitbekommt, was tatsächlich gespielt wird.
Wenn ich schon irgendetwas spielen müsste, würde ich lieber das Christkind sein wollen. Das Christkind muss nämlich nicht auftreten. Es ist immer grade erst da gewesen und schon wieder weg gehuscht, wenn seine Anwesenheit bemerkt wird. Es verteilt kleine Geschenke unter dem nach ihm benannten Schmuckbaum und würde niemals andere Kinder bedrohen und schon gar nicht mit einer Rute herumfuchteln. Aber das ist ja gerade das Problem: Das Christkind kann man nun mal nicht nachspielen und weil es sonst gar nicht klar käme, hat es eben diesen Knecht Ruprecht, der die Schlepperei stellvertretend erledigen muss. Es ist kein Wunder, dass der schlechte Laune hat und dass sich die Kinder dann vor ihm fürchten. Warum sollte man so einen Kerl spielen wollen?
Jetzt bin ich wieder gefragt worden. Dazu muss man wissen, dass ich aktuell im Erzgebirge lebe. Ich könnte hier allenfalls einen taubstummen Knecht Ruprecht darstellen. Denn weder könnte ich einem erzgebirgischen Schulbuben ordentlich ’s Rachermannel abnehmen, noch dürfte ich selbst ein Wort von mir geben, denn der Weihnachtsmann darf natürlich nicht identifiziert werden können! Zum Glück sind wir an Heilig Abend nicht hier - was das Problem aber nicht aus der Welt schafft, denn irgendwo ist man ja nun mal immer. „Ja, de Weihnachtszeit is do“ singen die Erzgebirgsmädchen und kriegen leuchtende Augen. Für sie beginnt eine wunderbare Zeit. „Jed’s hofft, daß’s zum Heiling Christ e a Packel kriegt. Überol is Glanz und Pracht, un wie gut dos riecht.“ Für uns Männer aber, ob als Knecht Ruprecht oder als Rachermannel, für uns Männer beginnt nun ein schwerer Gang.
Wenn ich schon irgendetwas spielen müsste, würde ich lieber das Christkind sein wollen. Das Christkind muss nämlich nicht auftreten. Es ist immer grade erst da gewesen und schon wieder weg gehuscht, wenn seine Anwesenheit bemerkt wird. Es verteilt kleine Geschenke unter dem nach ihm benannten Schmuckbaum und würde niemals andere Kinder bedrohen und schon gar nicht mit einer Rute herumfuchteln. Aber das ist ja gerade das Problem: Das Christkind kann man nun mal nicht nachspielen und weil es sonst gar nicht klar käme, hat es eben diesen Knecht Ruprecht, der die Schlepperei stellvertretend erledigen muss. Es ist kein Wunder, dass der schlechte Laune hat und dass sich die Kinder dann vor ihm fürchten. Warum sollte man so einen Kerl spielen wollen?
Jetzt bin ich wieder gefragt worden. Dazu muss man wissen, dass ich aktuell im Erzgebirge lebe. Ich könnte hier allenfalls einen taubstummen Knecht Ruprecht darstellen. Denn weder könnte ich einem erzgebirgischen Schulbuben ordentlich ’s Rachermannel abnehmen, noch dürfte ich selbst ein Wort von mir geben, denn der Weihnachtsmann darf natürlich nicht identifiziert werden können! Zum Glück sind wir an Heilig Abend nicht hier - was das Problem aber nicht aus der Welt schafft, denn irgendwo ist man ja nun mal immer. „Ja, de Weihnachtszeit is do“ singen die Erzgebirgsmädchen und kriegen leuchtende Augen. Für sie beginnt eine wunderbare Zeit. „Jed’s hofft, daß’s zum Heiling Christ e a Packel kriegt. Überol is Glanz und Pracht, un wie gut dos riecht.“ Für uns Männer aber, ob als Knecht Ruprecht oder als Rachermannel, für uns Männer beginnt nun ein schwerer Gang.
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