Es geht nicht anders 

Menschen lassen sich nicht von außen verändern. Wenn sie sich aber selbst verändern wollen, gibt es praktisch keine Grenzen.


Aggressivität und Gewaltbereitschaft gehören zu unserer phylogenetischen Disposition. Das war für den Planeten nicht weiter bedenklich, solange sich die Artgenossen mit Keulen auf die Köpfe hauten, wenn sich zwei umherziehende Gruppen zufällig begegneten. Die Zeiten sind aber lange vorbei und das Ausmaß der Verwüstung, das kriegerisch ausgetragene Konflikte heute anrichten, ist schon lange nicht mehr hinnehmbar. Wenn die Kinder im Verhältnis etwas Vergleichbares im Kinderzimmer veranstalteten, müsste man einschreiten. Spätestens seit den Zeiten, in denen das Neue Testament aufgeschrieben wurde, wissen Menschen aber auch, dass sie ihrer Biologie nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind, sondern dass sie das, was da in ihnen hochkocht, beherrschen und sich anders verhalten können, wenn sie ihren Verstand benutzen. 


Wer einmal ein deutsches Vernichtungslager und die Anlagen gesehen hat, die für die massenhafte Vernichtung von Menschen erdacht und errichtet worden waren, verzweifelt und fragt sich: Wie konnte das passieren? Wie war es möglich, dass sich zivilisierte Menschen nicht etwa im Affekt, sondern in ruhig überlegter und planvoller Büroarbeit so etwas Bestialisches ausdachten? Es war möglich, weil sich die Idee der Schädlingsbekämpfung durch Tötung und der Ungeziefervernichtung schon lange im Denken eingenistet hatte. Es brauchte nur noch den Schritt, andere Menschen als Schädlinge oder Ungeziefer zu identifizieren. 


Ich glaube an eine Welt, in der die Gewalt in jeglicher Form geächtet und keine Option mehr ist. In dieser Welt hätten wir andere Lösungen für den Umgang mit Schädlingen und Ungeziefer, als sie totzuschlagen oder massenhaft umzubringen. Der Geist, der sich dafür Anlagen ausdenken kann, könnte sich auch etwas anderes ausdenken, wenn er nur wollte. In dieser Welt würden wir uns auch anders ernähren und kleiden, wir würden anders kommunizieren, bauen und wohnen und uns anders bewegen. Wir würden das tun, weil wir erkannt hätten, dass es unsere einzige Rettung ist. Und vor allem, weil wir erkannt hätten, dass es dabei auf uns selbst ankommt, auf jeden einzelnen. Solange alle weiter schreckensstarr vor dem Fernseher sitzen und darauf warten, was die anderen tun, wird einfach geschehen, was eben geschieht. Wir können weiter auf unsere wunderbare Erlösung warten. Wir könnten uns aber auch einfach selbst verändern. Wir haben alles, was wir dazu brauchen. Warum fangen wir nicht jetzt damit an? Es geht nicht anders!

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