Hauptsache teuer

Es ist wieder Zeit für Weihnachtsgeschenke. Zum Wesen dieser Sonderform des Angebindes gehören immer zwingend Unbrauchbarkeit sowie Nutzlosigkeit bei gleichzeitiger Kostenintensität. Wer das beherzigt, kann ein guter Weihnachtsmann werden. 


Ich habe es wieder getan: Weihnachtsgeschenke kaufen. Oder besser: ich habe es nicht getan. Aber ich habe es versucht. Gekauft habe ich nichts. Wobei auch das nicht stimmt, denn ich habe beim Fleischer ein gegrilltes Hühnerbein erstanden. Das ist zwar nicht vegan, aber sie verkaufen dort immerhin keine ganzen oder halben Hühner. Das wäre ja mit dem Überleben des Huhns nicht vereinbar. Jetzt stelle ich mir vor, dass dem Hühnchen eben ein Bein abgenommen wurde und statt dessen hat es wahrscheinlich ersatzweise eins aus purem Silber bekommen. Wie in der Geschichte vom Unglückshuhn von Hans Fallada. Das ist schön für das (Glücks-) Huhn, aber ich habe eben immer noch keine Weihnachtsgeschenke. Es ist aber sinnlos, weiter nach passenden Geschenken zu suchen, denn Weihnachtsgeschenke sollen gar keinen praktischen Nutzen haben. Sie haben eher zeichenhaften Charakter und müssen irgendwie mit Bedeutung aufgeladen werden. Wie bei Myrrhe zum Beispiel oder wie beim Weihrauch. Wer versucht, etwas Brauchbares, vielleicht noch Nützliches zu verschenken, wird scheitern. Was nicht heißt, dass der Preis des Geschenkes keine Rolle spielt. Es muss schon teuer sein. Vor allem aber darf es nicht mühelos erworben sein. Wer einfach nur online bestellt, ohne wenigstens tagelange, qualvolle Internetrecherche, wird ebenso fehlgehen, wie der, der genau weiß, was er wem schenken will und es einfach nur irgendwo abholt. Auch wenn man es dem Geschenk nachher nicht ansieht: die Mühe gehört zum Preis und der muss, wie gesagt, möglichst hoch sein. 

Auf dem Schwarzenberger Weihnachtsmarkt wissen sie das schon lange. Wenn man es endlich, man weiß nicht wie geschafft hat, sich in die auf dem Berge gelegene Altstadt hochzudrängeln und an einem Bratwurst- oder Glühweinstand aus dem unerbittlich weiterlaufendem Förderband aus Leibern auszuscheren, ersteht man lachend um den Preis eines Drei-Gänge-Menüs für vier Personen eine Roster mit Punsch für sich und die Seinen. 

Aber auch in der Politik wird nach diesem Prinzip (ohne Schweiß kein Preis und der muss hoch sein) verfahren. Der Kanzler, sein Vize und der Finanzminister hätten „bis zum frühen Mittwochmorgen … miteinander gerungen“, liest man auf süddeutsche.de. Dann waren sie sich plötzlich einig. Es ging natürlich um Geld und vor allem darum, wofür es nicht ausgegeben werden soll.  Alle, die schon immer kein Geld hatten, schütteln die Köpfe und sind froh, dass sie nicht auch noch solche Sorgen haben. Aber hätten sie sich gleich geeinigt, also ohne miteinander zu ringen, wäre es einfach zu billig gewesen. Und das kann man zu Weihnachten ja wohl niemandem zumuten. 

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