Unser Ältester war beim Geschwisterkurs in der Hebammenpraxis und hat nun endlich sein Geschwister-Diplom gemacht. Bei der Mittleren war er also noch gar nicht ausgebildet, was man jetzt am Ergebnis auch irgendwie merkt. Unsere beiden Hebammen haben den Kindern erstmal erklärt, wie die Babys in den Bauch kommen, dann, was sie da drin so machen und schließlich haben sie gefragt, wie sie da wieder rauskommen. Ein schlauer Neunjähriger wusste, dass man entweder einfach den Bauch aufschneiden, das Baby rausholen und wieder zunähen könne. Oder?? Oder sie würden ganz normal geboren. Wie? Ganz genauso: Bauch aufschneiden, rausholen, zunähen. Beeindruckend war auch ein Bilderbuch, in dem eine Geburt beschrieben war. Der Schwangeren ging es nicht so richtig gut, sie guckte ängstlich auf den Bildern und schließlich rief sie Karin an, ihre Hebamme. Das Kind kam dann zu Hause auf die Welt. Schließlich war der Papa so glücklich, dass er mit der Nachbarin mit einer Flasche Sekt angestoßen hat, während die Mama das Kind stillt und die Hebamme die Wohnung aufräumt.
Unterdessen ist in Dresden die Carolabrücke eingestürzt und Gott sei Dank ist kein Mensch dabei zu Schaden gekommen. Ich muss gestehen, dass die schiere Existenz dieses Bauwerks bis zum Zeitpunkt seines Einsturzes nicht in mein Bewusstsein gedrungen ist. Nun ist es zu spät, sie so, wie sie seit dem Jahr meiner Geburt in Dresden stand, in Augenschein zu nehmen. Auch wird sich der Verkehr neue Wege suchen müssen. Er wird sie finden. So etwas wie Verkehr lässt sich von einer eingestürzten Brücke nicht aufhalten. Da müssten dann schon alle Brücken auf einmal einstürzen und gleichzeitig die Elbe über die Ufer treten, was ja auch kein völlig aus der Luft gegriffenes Szenario wäre.
Inzwischen habe ich mir überlegt, mit wem ich wohl den Sekt aufgemacht hätte, während meine Frau unser Baby stillt. Ich hatte an die Freundin meiner Frau gedacht, die sie auch ins Krankenhaus gefahren hat. Der (nunmehrige) Diplom-Bruder hatte eine andere Idee: Egon, unser Gartennachbar, sollte zum Anstoßen rüberkommen und Verena, unsere Hebamme, währenddessen schon mal die Wohnung aufräumen. Aber nun ist ja doch alles anders gekommen und wer schließlich die Wohnung aufgeräumt hat, müssen wir hier nicht besprechen. Nur so viel: Der große Bruder war es nicht.
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