Fünf Finger einer Hand
Am Donnerstagabend machte meine Frau "oh", stand auf und ging zur Toilette. Dann rief sie ihre Freundin im Nachbarort an und ließ sich ins Krankenhaus fahren. Am Freitag brachte sie ein Baby mit nach Hause: Unser drittes Kind. Nachdem ich bei meinen zwei älteren Kindern bei der Geburt dabei war, blieb ich diesmal zu Hause, denn es wurde Nacht und die Kinder schliefen. Es war für uns beide ok, denn das mit dem Kinderkriegen machen die Frauen nun mal ganz alleine, ob man(n) nun dabei ist oder nicht. Mein Beitrag war, dass ich sie abholen konnte.
Obwohl ich immer gesagt habe, mit zwei Kindern wird es leichter als mit einem Kind und mit Dreien müsste einem das Elternsein vorkommen wie Waldbaden, also obwohl ich die zu erwartende Katastrophe geleugnet und bagatellisiert habe, war mir schon klar, dass es in der Drei-Kinder-Familie zunächst ein wenig holprig werden dürfte. Dass es nun aber so dicke kommt, wie es gekommen ist, hat mich dann doch ein wenig überrascht. Vor allem war ich nicht ausreichend darauf vorbereitet, mit welcher Härte der Kampf um die Verfügbarkeit der Mutter von den beiden älteren ausgefochten wird. Jeder Zentimeter Nähe wird erbittert verteidigt und Pardon wird nicht gegeben. In diesem Krieg kann es keine Sieger geben. Die Mutter wird dem vergeblichen Versuch erliegen, den Bedürfnissen des Neugeborenen Rechnung zu tragen und gleichzeitig den beiden Älteren gerecht zu werden. Die werden weiterhin zu kurz kommen, denn Aufmerksamkeit ist nicht teilbar. Und ich werde entweder nur als weiterer Konkurrent wahrgenommen und so vollständig wie möglich ausgeschaltet oder ich gerate beim Versuch zu vermitteln zwischen die Fronten und werde aufgerieben. Wie auch immer, wir werden alle für meine Blauäugigkeit bezahlen müssen. Aber wir werden es überleben.
Und dann, irgendwann einmal, werden wir schlafen. Wir werden einfach in unseren Betten liegen und schlafen, bis wir von selbst aufwachen. Die Sonne wird durch die halboffenen Vorhänge scheinen oder das Geräusch des Regens wird ins Zimmer dringen oder der Schnee wird alle Geräusche verschlucken. Und wir, wir sind zusammen. Zu fünft, wie die Finger einer Hand.
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