Nur Mut

Was sollen wir jetzt bloß mit Thüringen machen? Es scheint nur noch eine Sache zu geben, die schwieriger ist, als dieses Land zu regieren, und das ist, drei Kinder abends ins Bett zu bringen. Aber wir schaffen das und zwar zu zweit. In Thüringen werden sie es wahrscheinlich nicht schaffen. In Sachsen wird es wohl auch nicht besser und in Brandenburg legen sie sich gerade die Karten. Das Land kommt auch 35 Jahre nach dem Fall der Mauer nicht zur Ruhe. Erst musste die DDR weg, wegen Video, Marlboro und GTI und jetzt soll sie wieder her. Wegen Karo und S50. Was für ein Irrsinn.

Worum geht es denn nun wirklich? Worum wird so erbittert und bis aufs Blut gekämpft? Es geht um Aufmerksamkeit; es geht um Nähe und Wärme; und es geht darum, dass es nicht mehr so ist, wie es einmal war. Unser Ältester war fast drei Jahre lang der Nabel der Welt. Er war der kleine König und er ist es gewohnt, zu befehlen und alle müssen gehorchen. Aber dann kam die kleine Schwester und mit ihr die kopernikanische Wende: Die Sonne drehte sich gar nicht um die Erde. Es war umgekehrt. Mit dem dritten Kind wuchs die Konkurrenz und Konkurrenz, sagt man, belebt das Geschäft. Unser Geschäft ist inzwischen sehr lebendig. 

Wer sich nicht gegen die Konkurrenz behaupten kann, scheitert, und darum geht es nämlich wirklich. In ostdeutschen Lebensentwürfen war Scheitern keine Option. Wenn man nicht siegte, war das Sabotage. Es musste einen Schuldigen geben, der einem den verdienten Erfolg missgönnte und verdarb und diesen Schuldigen gilt es zu bekämpfen und unschädlich zu machen. Dabei ist das Scheitern in das Leben eingebaut. Genau genommen scheitert am Ende jeder. Jesus ist mit seiner Botschaft von der Liebe wohl am Grandiosesten gescheitert. Es war Paulus, auch ein Gescheiterter, der das erkannte und dem Christentum zum Sieg verhalf - und damit das Scheitern des Nazareners zementierte. Am Ende muss alles zusammenkrachen und das kann sogar schön sein (wie im Film "Alexis Sorbas"). Ja, es gibt eine Schönheit des Scheiterns und die sehen zu können, braucht es nicht viel. Nur ein bisschen Mut.

Kommentare