Kaum kommt nach einer Reihe kalter und verregneter Tage mal wieder ein bisschen die Sonne zum Vorschein, kommen die Fliegen. Sie kommen so zahlreich, wie den ganzen Sommer über nicht. Es sind so viele, dass wir ohne längere Diskussion die Fliegenfänger aufgehängt haben; diese klebrigen Dinger, die einem selbst zum Verhängnis werden können, wenn man mit den Haaren hineingerät. Jetzt hängen sie in der Wohnung und die Fliegen lachen darüber. Wenn wir herumlaufen, sitzen sie an den Fensterscheiben und warten nur darauf, dass wir selbst daran festkleben. Nur wenn ich friedlich auf meinem Sofa sitze, fliegen sie selber los,um mich zu unbedachter Betriebsamkeit zu nötigen.
Aber was will man machen? Man müsste mal Platon lesen, da wo es um die Herrschaftsformen geht. Natürlich ist die Demokratie nicht schlecht, aber jede Herrschaftsform hat eben auch ihre Achilles-Ferse. Bei der Demokratie muss man aufpassen, dass sie nicht zur Pöbelherrschaft verkommt und die Diktatur neigt immer auch zur Tyrannei. Die Frage ist, wie man die jeweilige Perversion verhindern kann. Ich weiß gar nicht, ob sich Platon auch dazu geäußert hat. Die römische Republik hatte das Problem so gelöst, dass die Möglichkeit zur Diktatur in die Demokratie eingebaut war. Unter bestimmten Umständen konnte ein Regierungschef für eine begrenzte Zeit Diktator werden, bis die republikgefährdenden Umstände beseitigt waren. Freilich hat das nicht funktioniert, weil sich kein Diktator, einmal ernannt, an die Zeitbegrenzung gehalten hat. Macht scheint so etwas zu sein, wie ein Fliegenfänger. Man bleibt daran kleben und kommt nicht mehr davon los.
Fliegen kann man weder verbieten, noch sonst irgendwie eleminieren. Fliegen gehören einfach zu dieser Welt. So wie das allgemeine Unglück. Das Schöne an den Fliegen ist, dass sie nachts schlafen. Dann lassen sie einen in Ruhe. Diese Zeit muss man nutzen. Tagsüber müssen wir tun, was wir nun mal tun müssen. Vielleicht müssen wir uns auch verstecken oder eine Rolle spielen. Aber nachts, wenn die Fliegen schlafen, können wir sein, was wir sind.
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