Vor gar nicht allzu langer Zeit hatten wir mal eine Bundesregierung, die ziemlich gute Realsatire machte, wenn man das so nennen möchte. Es gab jedenfalls immer etwas zu lachen und die Ministerinnen und Minister waren, wenn auch unfreiwillig, einigermaßen komisch. Reinhard Mey hat in dieser Zeit sein Lied "Lasst sie reisen" gesungen, in dem am Schluss Genscher auf Gran Canaria eine Kläranlage einweiht. So etwas ist heute nicht mehr vorstellbar. Die Leute liefern einfach nicht mehr die Vorlage für Komisches. Während sie früher allesamt aus der Augsburger Puppenkiste zu kommen schienen (Gretel und Kasperle, Großmutter, Wachtmeister und Krokodil- auch ein Lied von Reinhard Mey), entspringen sie heute dem Marvel-Universum mit Charakteren aus Batman oder Spiderman.
Das ist schon ein bisschen gruselig. Bei Trump und Musk ist einem das sofort klar aber auch Scholz und Lindner, Macron und Orban, Selenski und Putin haben sich bei näherer Betrachtung aus dieser Welt heraus manifestiert. Man fragt sich nur bang, wo denn jetzt die Guten bleiben. Wann projiziert Batman endlich seine Fledermaus an den Himmel über dem Kapitol? Zur Amtseinführung? Wo bleiben Spiderman, Cat-Woman und all die anderen? Es scheint wirklich so zu sein, als hätten es nur die Bösewichter in die Wirklichkeit geschafft und die Guten bleiben hinter der Mattscheibe.
Aber die Wahrheit, die wir unseren Kindern irgendwann sagen müssen, ist eine andere. Es ist tatsächlich so, dass die Guten nur ausgedacht sind, als Gegenspieler in einer bösen Welt, die allein wirklich ist. Wir erzählen diese Geschichten unseren Kleinen, damit sie friedlich einschlafen und sich im Dunkeln nicht ängsigen, wenn sie nachts aufwachen. Natürlich erzählen wir sie auch, damit vielleicht etwas von dem Guten wahr werde, wenn es als Traum und Sehnsucht in den uns nachgeborenen fortlebt. Aber dem Guten fehlt nun mal das Aggressive und Unduldsame. Es ist langmütig und duldet alles. Es ist freundlich und zurückhaltend und kann sich gar nicht gegen das Böse durchsetzen. Denn dazu müsste es, wenigstens ein bisschen, aggressiv sein. Darum warten wir vergebens auf die Guten. Sie werden nicht kommen, um uns rauszuhauhen. Im Fernsehen oder im Internet werden wir ihnen nicht begegnen. Auch nicht auf der Straße oder auf dem Marktplatz. Wenn überhaupt, dann im Spiegel.
Lieber Ulf! Kleine musikalische Empfehlungen zu deinem Text, die mir beim leisen in den Sinn gekommen sind. Dota „Galaktika“ https://youtu.be/-fhX7YCzSbU?si=rNB8I6ckJh-TaVN0
AntwortenLöschenUnd natürlich der „Märchenprinz“ von Gerhard Schöne
Liebe Grüße, Tonio